Auch ich habe mir die Beta- und CTP-Version des Microsoft Expression Web Designer heruntergeladen und installiert.
Eine Einleitung in den Frontpage-Nachfolger gibt Rachel Andrew, Mitglied des Web Standards Projects, auf Vitamin.
Meine Eindrücke
Auf den ersten Blick macht die Anwendung einen soliden Eindruck: Das Programm lädt sehr schnell und bietet die gewohnten Ansichten Design, Design/Code und Code, Ordnerstruktur und verschiedene task panes
, also Funktionsfenster. Viele Funktionen versprechen ein schnelles Erstellen von Webseiten.
Allerdings ist ein solcher WYSIWYG-Editor eher für höhere Auflösungen ausgelegt; auf meinem Testcomputer und der verfügbaren Auflösung von 1024×768 Pixeln störte mich das anstrengende Hin- und Herscrollen, vor allem horizontal.
Leider waren die vielen Funktionen nicht ausreichend, denn von einem Dreamweaver-Konkurrenten erwarte ich schnelles Auswählen von verschiedenen HTML-Funktionen, die verfügbaren HTML-Tags waren lediglich div
, span
, br
, hr
, img
, iframe
, Layer (absolut positioniertes DIV) und p
. Wie man weitere Tags hinzufügt, habe ich während des kurzen Tests nicht herausgefunden.
Da standardmäßig beim Klick auf New – Page nur eine Vorlage für HTML-Webseiten wählbar ist, war ich schnell frustriert. Diese neu erstellte Seite war allerdings XHTML 1.0 Transitional. Andere Doctypes müssen in den Einstellungen für Page Editor Options – Authoring ausgewählt werden, wie Rachel in ihrem Beitrag bereits erwähnte.
MS Office lässt grüßen
Nicht gut finde ich die Toolbars, in denen man, wie in MS Office-Produkten gewohnt, verschiedene Textformatierungen auswählen kann. Und wie erwartet werden diese dann im Dokument umgesetzt: Es wird eine Klasse erzeugt, die dann per CSS gesteuert wird. Wenigstens sind wir die lästigen font
-Tags los, dachte ich. Oder wie Rachel schreibt:
In fact, the Toolbar performs a similar function to the Properties Inspector in Dreamweaver when formatting an element, adding a class to the selected element and creating that class in an embedded stylesheet in the head of the document.
Standardkonform?
Interessant sind die integrierten Tools zur Prüfung von CSS, Zugänglichkeit und Browserkompatibilität und das sogenannte IntelliSense, das einer Autokorrektur gleichkommt und so bspw. Tags vervollständigt oder schließt. Wie genau diese Helfer vorgehen, kann man sicherlich erst nach einer längeren Testphase sagen.
Merkwürdig fand ich in diesem Zusammenhang die umständlichen CSS-Anweisung in einem fertigen Website-Template. Alle Container wurden einzeln aufgeführt und jeweils mit folgenden Eigenschaften versehen:
margin: 0; padding: 0; border: 0;
Templates – Störrische Vorlagen
Gut sind vor allem für Einsteiger die angebotenen Website-Templates, die komplette Website-Pakete liefern und in ansprechendem CSS-Design daherkommen. Die Bearbeitung erfolgt einfach in der Designansicht, mit der Maus kann man fast alles anwählen, verschieben und bearbeiten.
Nicht veränderbar sind dagegen die Designelemente des Templates, so kann man zwar Bilder und Texte im eigentlichen Inhalt ersetzen oder verschieben, die Container, z.B. div #content
, allerdings nicht, das muss per Hand in der CSS-Datei gemacht werden.
Des weiteren gibt es auch im Quelltext nicht-editierbare Bereiche, was den Spielraum für den Benutzer weiter einschränkt. So können weder Links zu anderen Bestandteilen des Templates noch die Klassen- und ID-Namen der Container umbenannt werden.
Im Bild sieht man die nicht-editierbaren Bereiche als gelb hinterlegten Quelltext. Das betrifft sowohl alle layoutrelevanten Bereiche als auch Kommentare, die so die Dateigröße unnötig aufblähen.
Vorlagen sind für mich Vorschläge, die ich natürlich meinen Vorstellungen anpassen kann. Microsoft hat sich hier für feste Vorgaben entschieden, die wohl vor allzu großer Experimentierlust des Anwenders und somit Fehlern im Ergebnis schützen sollen.
Fazit
Die Grundlage für standardkonforme Seiten ist mit dem neuen Editor auf jeden Fall gelegt, allerdings werden Fehler hauptsächlich durch den Menschen gemacht.
Benutzer von WYSIWG-Editoren bekommen eine neue Anwendung, die sich Standardkompatibilität auf die Fahnen geschrieben hat und die trotz kleiner Hindernisse und Einschränkungen viel für die finale Version verspricht.
Wie ich schon einmal sagte ist Expression Web Designer für mich keine Option, da ich zu den Texteditorenbenutzern gehöre. Zudem hatte ich wie Rachel das Gefühl, eine Website mit Microsoft Word zu erstellen, und das weckte grausame Erinnerungen.
Mein Misstrauen WYSIWYG-Editoren gegenüber steigerte außerdem mein Kontrolbedürfnis und ich musste immer wieder im Quelltext nachschauen, ob denn auch alles richtig gemacht wurde. Keine Zeiterspranis für mich also.
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